Sprache ist chaotisch

Bei der Zusammenarbeit von Menschen aus verschiedenen Disziplinen und/oder Abteilungen an einem Projekt sind gemeinsame Sprache und Glossar der Schlüssel zur Vermeidung frustrierender und zeitraubender Fehler.

Matthias Feit
27.6.2022

Ein UX-Kollege und ich haben einmal mehr als eine halbe Stunde lang über den Begriff "Copy Deck" diskutiert. Der Begriff war Teil eines Projektbriefings und wir hatten sehr unterschiedliche Meinungen darüber, was darunter zu verstehen ist. Es folgten eine hitzige Diskussion und ein umfangreiche Belegsammlung nach intensiver Suchmaschinen-Recherche. Die Zeit war nicht gerade gut investiert, und die Diskussion hätte wahrscheinlich leicht vermieden werden können, wenn wir – und der Verfasser des Briefings – ein gemeinsames Glossar gehabt hätten.

Achtung Falle: Fachbegriffe

Wie oft haben Sie schon an einer Besprechung teilgenommen, in der zwei Personen über dieselbe Sache sprachen, sich aber gegenseitig mit leicht unterschiedlichen Begriffen verwirrten. Oder noch schlimmer: mit sehr unterschiedlichen Bedeutungen für ein und dasselbe Wort. 

Sprache ist oft chaotisch. Nehmen Sie sich eine Minute Zeit und denken Sie an die verschiedenen Wörter, die Sie verwendet gesehen haben, um das folgende User Interface Element zu beschreiben.

Wie nennen Sie dieses User Interface Element?

Die folgenden Begriffe fallen mir spontan ein.

Dies ist nur ein Beispiel für abstrakte Begriffe, die uns auf sehr unterschiedliche Weise erklärt werden können. Sie beschreiben Prozesse, Rollen, die wir in diesen Prozessen einnehmen, Design-Leistungen und Werkzeuge oder Methoden, mit denen wir arbeiten. Wenn Sie ein paar Stunden Zeit haben, versuchen Sie, den Unterschied zwischen UX und CX herauszufinden, oder versuchen Sie, eine endgültige Definition von "Jobs To Be Done" zu finden.

Ein Team, dem ein gemeinsames Vokabular fehlt, verschwendet eher Zeit und Ressourcen aufgrund von Missverständnissen und deren Klärung. Dies ist umso wahrscheinlicher, wenn remote zusammengearbeitet wird und das Team international aufgestellt ist – also nicht in einer einheitlichen Muttersprache kommunizieren kann. Es gibt einige Maßnahmen mit denen man diesen Problemen vorbeugen kann.

Mehrdeutige Begriffe sammeln und klären

Menschen geben oft nur ungern zu, dass sie die Bedeutung von Fachbegriffen nicht kennen, die von Kollegen oder Kunden verwendet werden. Wenn man nicht versteht, wovon die andere Partei spricht, kann das die Angst schüren, inkompetent zu erscheinen.

Quelle: https://dilbert.com/strip/2017-02-06

Im Gegenteil: Wenn Sie Ihren Kollegen bitten zu erklären, was er genau meint, wenn er zum Beispiel von "Content-Strategie" spricht, zeigt das, dass Sie aufgepasst haben und ihn wirklich verstehen wollen. Es ist durchaus möglich, dass Sie den Begriff auch für andere im Raum geklärt haben, die ebenfalls Angst hatten zu fragen.

Erstellen Sie ein Glossar

Ihr Team sollte bei der Kommunikation eine einheitliche Sprache verwenden. Wenn Sie feststellen, dass eine Vielzahl von unklaren Fachbegriffen und Abkürzungen im Umlauf sind, ist es sinnvoll, diese ein für alle Mal zu klären. Dies kann in einem Workshop geschehen, in dem Sie:

Eine einfache Liste, die in der gesamten Organisation verteilt wird, ist ein guter Anfang. Achten Sie darauf, dass sie auf dem neuesten Stand ist, und informieren Sie alle über neue Änderungen. Sie könnten diese Übung sogar als Katalysator für die Erstellung eines UX-Playbooks nutzen - ein Dokument, in dem Ihre Tools und Methoden aufgelistet und erläutert werden - um die Einarbeitung neuer Mitarbeiter zu erleichtern.

Ein Beispiel für ein UX Glossar
Ein schönes Beispiel für einen UX Glossar: https://www.uxdesigninstitute.com/blog/glossary-ux-terms/

Vereinfachen Sie Ihre Sprache

Wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, dass die Sprache, die in UX-Prozessen verwendet wird (denken Sie an "heuristische Evaluation", "Think-Aloud-Methode", "How Might We's"), für andere Menschen nicht unbedingt verständlich ist. Wir müssen unsere Gedanken klar formulieren und dabei Wörter verwenden, die jeder im Raum versteht. Ein gemeinsames Glossar kann dazu einen positiven Teil beitragen.

97 Things Every UX Practitioner Should Know:
Collective Wisdom from the Experts

O'Reilly Media

Dieser Artikel ist mein Beitrag zu diesem in Co-Creation entstandenen Buch. Die einzelnen Kapitel beleuchten unterschiedliche, aber wichtige Aspekte des Arbeitsumfeldes UX und bieten Einsteigern einen guten Einblick über die vielschichtigen Aspekte dieser Disziplin.

Das Buch kann hier bezogen werden